Gemeinsam stiegen sie jetzt in die Unendlichkeit des Universums empor und glitten im Flug durch die planetarischen dichten Nebel dahin. Hier existierten die verschiedensten Nebelarten und Gaskugeln, die sterbende Sterne abgestoßen hatten. Vorbei ging es an unendlich heiß glühenden Sonnen und Pulsaren, die Radioblitze und Röntgenstrahlen durch ihr Licht sichtbar machten. Gleichzeitig sandten auch sie Licht aus und schließlich wurden sie durch enorme Gravitationskräfte in eines der vielen schwarzen Löcher des Weltraumes gesogen. Helle, leicht reflektierende Nebel und komplexe, bunt flimmernde Wolkenbänder taten sich auf. Gewaltige kraftverströmende Lichterketten am glitzernden Kristallhimmel - eine für auf Erden Lebende unbekannte Welt! Wohin man auch sah, man staunte und es tat sich immer wieder ein anderes neues Sternenmeer von noch bezaubernderer Schönheit und Herrlichkeit vor ihnen auf!
Unzählige Lichtjahre von der Erde entfernt, im unbegrenzten fantastischen Universum zieht ein kleiner Planet seine Kreise. Er ist vom Menschen noch nicht entdeckt. Dort, in der magischen Galaxie des Siebengestirns liegt Noumenon. Der verborgene Planet schwebt in einem imposant farbigen Sternensystem. In dieser Galaxie herrscht Zeitlosigkeit. Hier regiert die Kraft unvorstellbarer Dimension, die Mächte des Guten. Noumenon birgt ungeahnte Weisheit!
Sie hatten nun die immense Großmacht des Siebengestirns erreicht. Diese Area bestand aus rotierenden Partikelwolken und energiegeladenen Sternformierungen. Hier landeten die intelligentesten Wesen, die großartigen Philosophen, Künstler und Denker. Gut gesinnte, friedliebende Menschen und auch Tiere, die niemals einen bösen Gedanken in ihrem Leben hegten, ihre Lebensprüfungen und Aufgaben auf der Erde in Anständigkeit ehrenvoll absolvierten; deren Geist lebte hier in diesem fremden fernen Raume ein neues Dasein weiter.
Ebenda war jetzt gleichfalls Herr Dobermann mit Claude gelandet!
»Hallo! Willkommen auf Planet Noumenon!«, begrüßte sie gleich ein schmächtiger Mann mit Glatze. Er trug eine Art Uniform. Der silbern schillernde, Overall ähnliche Anzug war ihm hauteng angepasst. »Ich bin General Gravis! Ich leite hier oben die Arrival Station. Seht euch nur zuerst genau um! Alle können sich hier, wenn sie Lust verspüren, einem besonderen Aufgabengebiet widmen!«
»Was für ein Aufgabengebiet?«
»Hallo, wauwau! Wie heißt du? Woher kommst du?«
» Miau!«
»Ha, wie? Miau? Was meinst du mit miau? Du bist doch ein Hund! Oder brauche ich jetzt schon in meinem Alter Brillen?«
»Ach, ich lerne Fremdsprachen! Hola, wauwau! Come estas? Du bist hier neu
dich hab ich noch nie gesehen!«
»Bin erst vor kurzem per Schiff eingetroffen! Mein Name ist Claude und wie heißt du?«
»Charly. Wo wohnst du?«
»Dort oben am Hang. Und du?«
»Ich? Ich hab kein Zuhause. Mein alter Herr hat mir eines Tages nichts mehr zum Futtern gegeben und da bin ich ihm einfach abgehauen!«
»Und jetzt?«
»Und jetzt schlage ich mich eben so durch. Mit der Zeit kennt man schon die Straßen und Ecken, wos Fressbares gibt!«
»Ist ja fürchterlich! Ach, komm doch mit zu mir! Die Zwei sind sehr nett und wir haben auch genügend Proviant!«
»Muchas gracias, mi amigo
ist echt nett! Cooles Angebot
aber nein danke! Weißt du, ich habe so meine Gewohnheiten! Ich bin frei
kann überall hingehen, wann und so oft ich will und das gefällt mir sehr gut!«
»Freiheit habe ich auch!«
»Nein. Ich glaube du weißt gar nicht was totale Freiheit bedeutet! Bald trudeln die Touristen ein und dann gehts mir sehr gut! Mach dir um mich mal keine Sorgen!«
»Touristen?«
»Ja, die Urlauber! Du wirst schon sehen
dann ist hier auf der Insel was los! Ich zeig dir die tollsten Hundemädels von Ibiza!«
»Ok. Abgemacht!«
»Claude, komm hierher!«
Bernie und Joy liefen geradewegs auf Claude zu und ehe er sich versah, da war er auch schon an die Leine gebunden.
»Siehst du, das ist genau das, was ich gemeint habe
mit der Freiheit!«, bellte ihm Charly belustigt zu, der auch schon eiligst auf und davon Richtung Büsche sprang.
»Hey, Charly! Sind wir Freunde? Wann sehen wir uns wieder?«
»Klar sind wir Freunde! Vielleicht komme ich morgen wieder in diese Gegend! Hasta luego!«
Mit diesen letzten Bellern verschwand Charly hinter den grauen Mülltonnen der Strandbars. Claude bedauerte sehr, Charly nicht folgen zu können, aber er war sich sicher, dass er seinen neu gewonnenen Freund bald wieder begegnen würde.
»Irgendwann werden wir zusammen spielen und gemeinsam auf Schnüffeltour gehen!«, dachte er und irgendwie fühlte er eine große Verbundenheit zu Charly. Am liebsten wollte sich jetzt Claude losreissen und Charly nachrennen. Claude wusste nicht warum, aber es war so, als ob sie sich schon ewig kannten. Für eine Sekunde durchströmte Claude innerlich ein merkwürdiges Gefühl. Im selben Moment huschte sein Schatten Charly hinterher.
»Joy!«, schrie Bernie auf.
»Ja?«
Sie sah zu Bernie hinüber.
»Was ist
«
Bernie zwinkerte kurz mit seinen Augen.
»Hast du Claude gesehen?«
»Klar! Jetzt hat er einen neuen Spielkamerad!«
Joy lächelte wohlwollend.
»Nein, ich meine doch
hast du denn nichts weiter gesehen?«, fragte er sie ihren Blick suchend. Seine Stimme klang beunruhigt und etwas unsicher.
»Nein, wieso? Ist doch schön für ihn!«
»Ach, jetzt habe ich schon Haluzinationen
ich habe geglaubt, ich hätte eben Claude gesehen, wie er diesem anderen Hund nachrennt! Dass du das nicht gesehen hast?«
»Was redest du für einen Unsinn? Du hast ihn doch hier an deiner Leine, neben dir!«, erwiderte Joy.
»Ja, aber
ich weiß auch nicht! Na, ja
vielleicht der Sonneneinfall
«, murmelte Bernie etwas undeutlich vor sich hin und verwarf schließlich seine Gedanken.
»Wauwau, was fürn dufter Typ, dieser Charly! Ach, wenn ihr mich doch nur verstehen könntet!«, seufzte Claude tief und blickte zu Bernie und Joy. Zugleich fiel ihm ein Spruch des chinesischen Philosophen Konfuzius ein, der immer zu sagen pflegte: Ist es nicht erfreulich, aus fernen Weltgegenden Seinesgleichen gefunden zu haben?